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Der VBI trauert um Jörg Schlaich

08. September 2021

Der weltweit gefeierte deutsche Bauingenieur Jörg Schlaich ist am 4. September 2021 im Alter von 86 Jahren gestorben. Wer ihn kannte, weiß, dass er nicht nur ein begnadeter Ingenieur war, sondern auch ein angenehmer Gesprächspartner. Als Hochschullehrer und Bürochef prägte er mehrere Generationen junger Bauingenieure. Seine Brücken, filigranen Seilnetzkonstruktionen und nicht zuletzt sein frühes Engagement für die Solarenergie bleiben wegweisend für innovative Ingenieurbaukunst. Der VBI, dem Jörg Schlaich seit 1970 angehörte, wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Nach seinen Jahren im Büro Leonhardt, Andrä und Partner gründete Schlaich gemeinsam mit Rudolf Bergermann 1980 das Büro Schlaich Bergermann und Partner, das er bis 2002 leitete und danach noch viele Jahre als wichtiger Ideen- und Ratgeber begleitete. Bei ihm waren Konstruktion und Gestaltung immer eins, die nachträgliche Bearbeitung ingenieurtechnischer Entwürfe durch Architekten waren ihm ein Graus, er nannte das Dekoration und Materialverschwendung. Die Zusammenarbeit mit fähigen Architekten hingegen schätzte und suchte er. Dieses Verständnis von integraler Planung wird ebenso wie die Entwicklung unkonventioneller Ingenieurbauwerke im Unternehmen Schlaich Bergermann und Partner, das inzwischen neben Stuttgart auch in Berlin und New York beheimatet ist, nach wie vor gepflegt.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören das in Zusammenarbeit mit Günter Behnisch und Frei Otto gestaltete Dach des Münchner Olympiaparks, die Vidyasagar Setu (oder Second Hooghly Bridge) im indischen Kalkutta, das Stuttgarter Züblin-Haus und das Membrandach des Gottlieb-Daimler-Stadions in Stuttgart, der 1999 fertiggestellte Schlaichturm, ein 24 Meter hoher Aussichtsturm mit einer filigranen Seilnetzkonstruktion in Weil am Rhein, der ähnlich konstruierte 43 m hohe Killesbergturm sowie die Hängebrücke am Max-Eyth-See über den Neckar („Golden Gatele“), die Hörnbrücke und die  Buckelbrücke in Kiel, die Erzbahnschwinge in Bochum und die Grimberger Sichel über den Rhein-Herne-Kanal.

Neben vielen renommierten internationalen Preisen und Auszeichnungen gewann er zweimal den Deutschen Brückenbaupreis: 2008 für die Humboldthafenbrücke in Berlin und 2014 für die Gänsebachtalbrücke in Thüringen. 2002 ehrte ihn der VBI gemeinsam mit der Ingenieurkammer Baden-Württemberg mit dem Fritz-Leonhardt-Preis.

Im November wird in Stuttgart eine Gedenkfeier stattfinden, bei der Weggefährten über ihre Begegnungen und Projekte mit Jörg Schlaich berichten. Weitere Informationen über die Internetseite von Schlaich Bergermann Partner: www.sbp.de