Energiewende und Sanierungsoffensive in Gefahr – Planer befürchten Insolvenzen
Baukostensteigerungen, Bauzeitverlängerungen und stornierte Aufträge gefährden inzwischen auch die wirtschaftliche Lage der Bauplanungsbüros. Das zeigt die aktuelle Blitzumfrage des VBI, die der Verband Anfang Juli durchgeführt hat. 91 Prozent der teilnehmenden 233 Planungsunternehmen beklagen teils erhebliche Störungen der Projektabläufe. Über 90 Prozent der Unternehmen berichten von Bauzeitverlängerungen, wobei die Mehrkosten nur bei 43 Prozent geltend gemacht werden können, 57 Prozent der Unternehmen tragen die Kosten allein.
Noch düsterer sieht die Zukunft aus: 34 Prozent der Unternehmen verzeichnen Kündigungen öffentlicher Aufträge, bei privaten Aufträgen sind es sogar 42 Prozent. Mittlerweile fürchten 61 Prozent der Unternehmen wirtschaftliche Auswirkungen, 15 Prozent haben Angst in wirtschaftliche Schieflage zu geraten. Insolvenzen werden befürchtet.
Die gestörten Lieferketten, stark steigende Material-, Rohstoff und Energiepreise sowie eine Inflation von acht Prozent mit einem erheblichen Druck auf die Personalkostenentwicklung führen zunehmend zur Verunsicherung öffentlicher und privater Bauherren. Dies sind klare Anzeichen einer disruptiven Marktentwicklung mit negativen Auswirkungen auf die Sicherstellung der zukünftigen Mobilität, Energiewende und die notwendige Sanierungsoffensive.
In einer VBI-Pressemitteilung dazu erklärt VBI-Präsident Jörg Thiele: „Die Ergebnisse sind dramatisch. Wenn die Auftragslage tatsächlich dauerhaft in diesem Maße zurückgeht, werden wir eine starke Rezession erleben, die einige Planungsbüros nicht überleben werden. Angesichts der von der Politik eingeleiteten Energiewende, dem Ausbau der Infrastruktur, den angekündigten 400.000 neuen Wohnungen und der Verdoppelung der Brückensanierungen wäre dies ein erhebliches Hindernis. Wir brauchen unbedingt mehr Planungskapazitäten im Markt und nicht weniger. Wir wissen noch aus der letzten Krise: Personalkapazitäten, die heute abgebaut werden, sind morgen nicht wieder da. Das sehen wir derzeit auch in anderen Branchen.
Wir fordern die Politik dringend auf, die Krise nicht weiter zu verschärfen und anzuheizen, indem Investitionen hinausgezögert oder gar gestrichen werden. Geplante Projekte müssen durchgeführt werden, alles andere führt zu einer Verschärfung und Dynamisierung der Rezession. Wir sind bereit, die Aufgaben zu lösen und gemeinsam mit der Politik schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren zu verabreden.“