VBI-Kongress zu digitaler Transformation und Generationenmix
„Es gibt Gründe für Optimismus“, lautete die Eröffnungsformel von DIW-Präsident Prof. Marcel Fratzscher auf dem VBI-Bundeskongress 2021 am 4. November in Saarbrücken. Als Keynotespeaker analysierte er die Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft und formulierte Erwartungen an die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP. Für die Megathemen Klimaschutz, Digitalisierung und Mobilität müssten in den kommenden Jahren 500 Milliarden Euro investiert werden. Dafür sei es auch nötig, die Kommunen zu entschulden, um ihre Investitionsfähigkeit zu erhalten. Eine Forderung, die auch der VBI seit langem erhebt. Fratzscher warnte außerdem vor dem zunehmenden Fachkräftemangel. So würden sich von den rund 45 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den kommenden Jahren rund 4 Millionen in den Ruhestand verabschieden, ohne dass Jüngere nachkämen.
Das Thema Nachwuchs und Generationenmix im Unternehmen wurde auf dem Bundeskongress durch den Jugendforscher Simon Schnetzer und den Führungscoach Niels Pfläging beleuchtet. An erster Stelle rangiere bei den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der „Generation Z“ eine positive Arbeitsatmosphäre und Flexibilität. Nur wer den Jüngeren als verbindlicher Chef gegenübertrete, habe eine Chance, langfristig zu überzeugen. Schnetzer und Pfläging widersprachen sich jedoch auch bei der Frage, welche Rolle Strukturen im Unternehmen spielten. Der Vorsitzende des VBI-Rheinland Pfalz Jan Schmitt stellte am Beispiel seines Büros, den Bezug zur Praxis in den VBI-Mitgliedsunternehmen her. So seien in seinem Unternehmen bis auf einen Mitarbeiter alle Beschäftigten jünger als er selbst, die volle Flexibilität bei Arbeitszeiten und Arbeitsort täglicher Arbeitsalltag.
Eine lebendige Diskussion entspann sich im Rahmen des Panels zur Datensicherheit. Mit der Sprecherin des Chaos Computer Clubs Dr. Constanze Kurz saß die bekannteste deutsche Hackerin auf dem Podium. Aus ihrer Sicht bewegten sich die Debatten in Deutschland teilweise auf dem Wissenstand von vor zehn Jahren. Heute ginge es jedoch darum, systematisch gegen gewerbsmäßig organisierte Hackerstrukturen vorzugehen. Der Staatssekretär im Saarländischen Wirtschaftsministerium Jürgen Barke stellte die vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen des Staates für Unternehmen zur Verbesserung des Datenschutzes vor. Hierzu trage auch das neue CISPA Helmholz-Zentrum für Datensicherheit in Saarbrücken bei, für das Dr. Ben Stock an der Diskussion teilnahm. Alle waren sich einig, dass am Ende jedoch jedes Unternehmen selbst entscheiden müsse, ob es beispielsweise eine internationale Cloud für sicher halte oder stattdessen auf ein sicheres eigenes Serversystem setze.
VBI-Präsident Jörg Thiele und der gastgebende saarländische Landesverbandschef Jörgen Kopper waren sich einig, dass die Referentin und die Referenten des Tages die zentralen Unternehmerthemen des Jahres aufgegriffen haben. Der Applaus der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestätigte dies nachdrücklich. Der VBI-Verbandstag mit der Wahl eines neuen, verjüngten Bundesvorstands beschloss am 5. November den VBI-Kongress 2021.